(Mo. - Fr. 8-18 Uhr)
Tourguide: Schwarzwald-Elsass-Vogesen

Wenn es ein deutsches Mittelgebirge gibt, das in Sachen Motorraderlebnis den Alpen am nächsten kommt, dann ist es der Schwarzwald. Weshalb? Weil man als Motorradfahrer nirgends in Deutschland eine solche Bandbreite an Möglichkeiten findet, sich im Sattel eines Bikes zu vergnügen.
Da sind zum Beispiel die tiefen Täler, die das Wasser in Millionen von Jahren in Deutschlands waldreichstes Gebirge gegraben hat. Sie sind charakteristisch für den aus Granit und Gneis bestehenden Gebirgssockel des Schwarzwaldes. Für uns Motorradfahrer haben diese tiefen Täler einen entscheidenden Vorzug: Dutzende von Straßen führen zu ihnen hinab, folgen ihnen eine Zeit lang, um sich dann über alle Berge davonzumachen.
Das Resultat: Kurvenkilometer am laufenden Band. Auf der anderen Seite lockt der Schwarzwald aber auch mit Gipfeln auf, die den Vergleich mit den Alpen ebenfalls nicht zu scheuen brauchen. Feldberg, Schauinsland, Kandel, Belchen – da läuft selbst dem verwöhntesten Alpentourer das Wasser im Mund zusammen. Diese Gipfel des Südschwarzwaldes warten mit einer faszinierenden Natur und begeisternden Bergstraßen auf. Das gesamte Straßennetz ist perfekt ausgebaut und mit runden, sauber zu fahrenden Kurven und Serpentinen jeglichen Kalibers gespickt. Ob Einsteiger oder Könner – der Fahrspaß ist garantiert.
Schroffe Gipfel wie der Grand Ballon, alpine Bergstrecken wie die Route des Crêtes, karge Hochweiden und blaue Bergseen prägen das Landschaftsbild der Vogesen. Ein Col, das französische Wort für Pass, folgt auf den nächsten und machen das ostfranzösische Mittelgebirge zum Motorradtraum. Ganz anders das Elsass. An der warmen, von der Sonne verwöhnten Ostflanke der Berge dominieren gepflegte Rebenhänge, schnuckelige Weinorte, hübsche Burgen und faszinierende Städte wie Straßburg oder Colmar. Dass man im Elsass hervorragend essen kann ist gerade für Genusstourer ein weiteres Argument die Motorradstraßen des französischen Nachbarn unter die Reifen zu nehmen. Im Motorradsattel hat man also die Qual der Wahl: Gemütlich auf den Elsässer Hügeln bummeln oder etwas sportlicher die Höhen der Vogesen angehen? Tja, gerne auch beides …
Hinweis zu den Touren
Bei den vorgeschlagenen Routen handelt es sich immer um Rundtouren, d.h. ein Einstieg ist an jeder beliebigen Stelle der Strecke möglich. Aus Vereinfachungsgründen haben wir als Start- und Zielpunkt eine motorradfreundliche Übernachtungsmöglichkeit oder touristisch relevante Orte gewählt. Jede Tour ist mit einer GPX-Download-Möglichkeit versehen, die, über das Motorrad-Routenplanungsportal Kurviger, die Möglichkeit zur Überspielung auf ein Navigationsgerät bietet. Mit der „Setze-als-Start“- Funktion des beliebten Touren- und Routenplaners lassen sich die Motorradtouren entsprechend anpassen.
Tour 1: Nordschwarzwald und der begeisternder Einstieg
Ausgangspunkt dieser Runde ist der Landgasthof Anker in Simmersfeld, seines Zeichens eines der beliebtesten Motorradhotels im Nordschwarzwald. Kaum aus dem Ort heraus lassen die motorradfreundlichen Straßenwindungen nicht lange auf sich warten. Enzklösterle und Sprollenhaus werden passiert, bevor die Strecke zwischen dem Wildsee und Forbach mächtig Fahrt aufnimmt und zu voller Konzentration hinter dem Motorradlenker auffordert. In Forbach angekommen fällt die malerische, aus dem Jahr 1778 stammende Holzbrücke über die Murg auf.
Die folgenden drei Kilometer hoch zum Schwarzenbach Stausee haben es in sich. Kurve an Kurve, griffige Fahrbahn, gute Übersicht. Kein Wunder, dass am Kiosk an der Staumauer immer zahlreiche Einspurige mit knisternden Kühlrippen stehen und anregende Benzingespräche am Bikertreff geführt werden.
Flott geht es aus dem Murgtal hinauf zur Bühler Höhe, die Route kreuzt die Schwarzwald-Hochstraße, um sich danach in herrlichen Bögen hinab ins Rheintal zu stürzen. Dort ist der Stopp in Baden-Baden, der Mutter aller Kurbäder, Pflicht. Das Bike am Eingang zur Fußgängerzone abstellen und per Pedes durch die Kur- und Grünanlagen bummeln lautet die Devise.
Sportlich flott zielt die Route anschließend hinab an die Kleine Enz. Vorbei am schnuckeligen Bad Teinach geht es weiter östlich ins Nagoldtal, wo im Mittelalter tatsächlich nach Gold gegraben wurde. Heute sind es eher die wunderschönen Fachwerkhäuser von Altensteig, die am Ende der Tour in Entzücken versetzen, bevor der Blinker in Richtung Simmersfeld gesetzt wird, wo im Bikerhotel Anker sicher bereits einige andere Kurvensammler warten.
Tour 2: Sehen und gesehen werden
Seit vielen Jahren ist das Motor Bike Hotel Schützen in Bad Peterstal-Griesbach fest in der Hand von Motorradurlaubern, die von hier aus die Motorradregion Schwarzwald unter die Reifen ihres Bikes nehmen. Hier startet auch unser nächster Tourentipp, der zunächst aus dem gemütlichen Kurort hinauf auf den Bergrücken Kniebis führt. Hierzu bedienen wir uns zunächst der beliebten und lebhaften Schwarzwald-Hochstraße, die wir aber bald schon wieder verlassen, um über eine einladende Nebenstraße die Allerheiligen-Wasserfälle zu erreichen.
Auf eleganten Bögen trägt nun die B 500 in Richtung Norden. Weite Ausblicke hinab ins Rheintal und hinüber zu den Vogesen wissen zu gefallen. Jetzt ruft der Mummelsee. Für die einen ist er der „Rummelsee“, für die anderen ein Naturjuwel, ein der Welt entrückter Fleck Erde mit geheimnisvoller Stimmung. Wie auch immer – bei einer Tasse Kaffee auf der Terrasse des Mummelsee-Hotels lassen sich die morgendlichen Sonnenstrahlen am besten einfangen. Über Hundsbach und Ebersbronn zirkelt sich die Strecke anschließend hinab ins Murgtal. Eine Etappe zum Entspannen folgt, bevor die Straße hinüber nach Altensteig wieder für Schräglagen sorgt.
Entlang der Wolfach kommt nun der Genusstourer wieder einmal voll auf seine Kosten. Ab Hausach wird der 945 Meter hohe Brandenkopf, samt Aussichtsturm und Berggaststätte, anvisiert und das herrliche Sträßchen leitet dann auch die Rückfahrt zum motorradfreundlichen Hotel in Bad Peterstal-Griesbach ein.
Tour 3: Kirschtorten, Kuckucksuhren und Erfindergeist
Franz und Brigitte Kilgus sind die motorradbegeisterten Gastgeber im Motor Bike Hotel Waldblick in Schenkenzell, von wo aus diese Klassikerrunde durch den mittleren Schwarzwald startet. Das Warmfahren findet erst einmal vorbei an der Brauereistadt Alpirsbach statt und findet im spaßigen Dahinschlängeln, über Sulz nach Schramberg, seine illustre Fortsetzung.
Gemütliche Cafés und die weltbekannte Schwarzwälder Kirschtorte warten, nach knackiger Fahrt u.a. entlang der Breg, am Titisee. Die kalorienreiche Kombination aus Sahne, aromatisierten Kirschen und der mit Kirschwasser versehene Schokoladenbiskuitboden ist beim Schwarzwaldurlaub Pflicht. Aber keine Angst, die faszinierende Süßspeise setzt nicht an, denn bei der nun folgenden Überquerung des 1.241 Meter hohen Kandel ist kräftiges Zupacken und Lenkerarbeit angesagt. Eng, holperig und kurvenreich zirkelt das Bergsträßchen in unzähligen Serpentinen über den Pass. Da kommt das folgende Simonswälder Tal zur Erholung gerade recht.
Der letzte Abschnitt dieser Tour führt in die Hochburgen der Kuckucksuhren. Das Uhrenmuseum in Furtwangen, der Eble Uhrenpark in Triberg oder die weltgrößte Kuckucksuhr in Schonach dürften ausreichen um genug über den Schwarzwaldvogel und seine Behausung zu erfahren. Fans von historischen Altstädten ist, auf dem Rückweg nach Schenkenzell, noch ein Abstecher nach Schiltach zu empfehlen.
Tour 4: Südschwarzwald durch Freiburg und zurück
Die Schwarzwaldmetropole Freiburg ist Start und Ziel dieser Kurvenrunde durch den Süden des beliebten Mittelgebirges. Leider ist der Tourstart zum Hausberg der Freiburger, dem 1.284 Meter hohen Schauinsland, am Wochenende und an Feiertagen nicht möglich, da die ehemalige Bergrennstrecke mit einer Streckensperrung für Motorräder belegt ist. So trifft sich die Motorradgemeinde eben am Freitag, denn die Berghöhe ist gleichzeitig ein beliebter Meetingpoint.
Am Wochenende wird dann eben erst ab Münstertal ins Kurvenspiel eingegriffen, was den Motorradspaß aber kaum mindert, denn mit der wunderbaren Motorradstraße hinab nach Schönau werden bereits herrliche Schräglagengaranten geliefert. Dabei wird im Übrigen mit dem Belchen die viertgrößte Erhebung des Schwarzwaldes passiert, und es bietet sich die attraktive Möglichkeit mit der Belchen-Seilbahn zum Gipfel zu schweben.
Dem Vergnügungsgipfel kurvt auch der Tourenfahrer entgegen, der mit den schier unendlichen Straßenwindungen durchs Wehratal und dem Hotzenwald sein Paradies findet. So wird dann in St. Blasien eingefahren, das mit seinem Dom die drittgrößte Kuppelkirche Europas vorzuweisen hat.
Tour 5: Nordvogesen
Die hübschen und einladenden Weinorte Obernai, Barr und Andlau eignen sich hervorragend als Tourenausgangsort für diese Runde durch die Nordvogesen. Dass es in diesen Genusshochburgen am Abend eine große Auswahl an Restaurants gibt, die den hungrigen Biker mit Flammkuchen, Choucroute & Co. versorgen ist ein weiteres Argument für diese Standortwahl. Die Route ist mit einer Vielzahl an genialen Pässen gesegnet, die mit herrlichen Straßenwindungen brillieren.
Gerade am Schnittpunkt der herrlichen Bergstraßen, wie zum Beispiel am Col de la Charbonnière, treffen sich die Kurvenjäger zum Plausch.
Tour 6: Südvogesen
Das hübsche Riquewihr ist der Startpunkt dieser Route, die bereits bei einem Blick auf den Download zeigt, dass der Schräglagenfaktor dieser Route grandios ist. Einige Motorradwege durch den Wald, wie z.B. die ersten Kilometer nach der Abfahrt von Riquewihr in Richtung Fréland, sind so klein und schmal, dass es verwundert noch auf einer öffentlichen Straße zu sein. Ab Le Bonhomme startet die Route dann so richtig durch.
Bis nach Munster zieht die Asphaltpiste dann bereits wieder mächtig an. Die Heimat des bekannten Münsterkäse kommt da gerade recht zum Pausenstopp. Nirgendwo schmeckt der Weichkäse besser als hier, wo er erstmals im 7. Jahrhundert hergestellt wurde. Optimal gestärkt können dann die versteckten Strecken zwischen Munster und Orbey angegangen werden, die zum Abschluss noch einmal alle Trümpfe dieser genialen Motorradregion vors Vorderrad packen. Schließlich wird wieder Riquewihr erreicht, wenn man vorher nicht der Anziehungskraft Colmars erlegen ist, welches nicht ohne Grund gerne als lebendige Postkarte bezeichnet wird.