(Mo. - Fr. 8-18 Uhr)
Der Harz – Motorradgenuss am Brocken

Deutschlands nördlichstes Mittelgebirge lädt zum Kurventanz rund um den 1.141 Meter hohen Brocken. Machen wir’s einfach den Hexen nach. Diese treffen sich jedes Jahr zur Walpurgisnacht vom 30. April auf den 1. Mai auf den Hügeln und Bergen des Harzes. Das heißt, sie wissen sehr genau, wo man hier den Besen am besten fliegen lassen kann. Also folgen wir einmal diesen Spuren und lassen das Asphaltmaterial des attraktiven Mittelgebirges und des südlich angrenzenden Eichsfelds auf uns wirken. Dass wir dabei einladende Fachwerkstädte, eine Vielzahl an Stauseen und ein außergewöhnliches Fahrzeugmuseum entdecken werden, unterstreicht die Attraktivität der Region.
Die Hermann Löns Stadt Wernigerode wird nicht nur als die bunte Stadt am Harz bezeichnet – sie eignet sich auch hervorragend als Ausgangsort für unsere ersten beiden Touren. Die traditionsreiche Stadt zu Füßen des spitztürmigen Schlosses blieb in ihrem Kern seit dem Mittelalter im Wesentlichen unverändert und von Neubauten verschont. Wer durch ihre Gassen schlendert und die typischen bunten Fachwerkhäuser sieht, fühlt sich um Jahrhunderte in die Vergangenheit versetzt. Die Breite Straße ist die Flaniermeile der Stadt. Von hier aus startet man am besten zu einem Rundgang per pedes.
Erste Runde: Der Unterharz
Jetzt aber nichts wie in den Motorradsattel und hinein in die lang gezogenen Bögen der B244, die uns in geschmeidigen Schräglagen zu den Höhen des Unterharzes führt. Dann kommt Blankenburg in Sicht. Schon wieder ein Stopp? Ja, muss unbedingt sein. Dieses Städtchen ist ein echtes Juwel. Auch ein Stopp an der bekannten Teufelsmauer lohnt sich. Aber keine Angst, danach ist wieder Kurvenkratzen angesagt. Der Bikertreff an der Rappode-Talsperre kommt da genau richtig, um an Deutschlands höchster Staumauer (100 Meter) die Muskeln zu lockern und Benzin zu reden.
Von der Sagenwelt in die Wirklichkeit zurück bringt uns die folgende Überlandetappe vorbei an Gernrode nach Güntersberge und Stolberg. Wenig Verkehr, lockeres Kurvenschwingen. Ein Stopp in Stolberg und ein Spaziergang durch dessen romantischen Kern sind Pflicht, bevor sich die Route hinter Ellrich wieder die Harzhöhen vorknöpft.
Der Oberharz
Zur Runde durch den Oberharz geben wir das Startsignal wieder in Wernigerode. Und sofort geht es in puncto Kurven voll zur Sache: Das Bergsträßchen hinauf nach Elend lässt keine Wünsche offen. Also alle Antennen auf Empfang. Auch die Strecke von Bad Lauterberg hinauf nach St. Andreasberg ist nicht von schlechten Eltern. Gut, dass die folgende Etappe nach Clausthal-Zellerfeld eine etwas gemächlichere, aber keinesfalls unattraktive Schlagzahl vorgibt. Von Altenau aus bietet sich ein Abstecher zum Torfhaus an, dem bekanntesten Bikertreff im Harz – mit Brockenblick.
Deutlich jünger ist die B241, die Mensch und Maschine anschließend wieder in den Oberharz zurückbefördert. Mit ihren vielen Kurven und Bögen macht sie das ganz ausgezeichnet. Unterwegs sollte man keinesfalls vergessen, an der Oker-Talsperre den Anker zu werfen. Denn erstens sorgt dort der Winderbeutelkönig für den Ausgleich des Blutzuckerspiegels, und zweitens stehen am Ufer des Stausees immer viele Einspurige. Der folgende Schlussspurt findet auf der überraschend verschlungenen B498 statt, durchquert das romantische Bad Harzburg und endet in Wernigerode.
Dritte Runde: Südharz und Eichsfeld
Unsere dritte Tour führt durch den Südharz und das Eichsfeld. Sie beginnt in Duderstadt. Der über 1.000 Jahre alte Wohnsitz der Braunschweiger Herzöge hat bis heute seinen mittelalterlichen Charme bewahrt. Erhalten sind 550 Fachwerkhäuser, mehrere Kirchen sowie ein Großteil der Stadtbefestigung. Das Rathaus gehört zu den schönsten Renaissance-Rathäusern Deutschlands, außerhalb der Stadtmauer verläuft der begehbare Ringwall. Also geben wir uns einen Ruck und drehen vor dem Start eine lohnenswerte Runde zu Fuß. Wie eine grüne Achterbahn windet sich unsere Route nun durch diese idyllische Region mit ihren Flüssen, Seen, Burgen, Schlössern und Fachwerkstädtchen. In Hardenberg geht es über die Leine, dann nach Moringen und Einbeck.
In Einbeck präsentiert der PS.Speicher auf rund 25.000 Quadratmetern Fläche 350 historische Motorräder und Autos. Und das nicht als Museum im klassischen Sinn, sondern in Form einer Erlebnisausstellung, die den Besucher in einem sanierten ehemaligen Kornhaus abwechslungsreich, informativ und ohne belehrend zu sein durch alle Epochen und Entwicklungsphasen der Motorisierung führt. So gibt es eine Straßenszene aus den Goldenen Zwanzigern, eine Milchbar aus den 1950ern und einen Discobesuch während der wilden 1970er-Jahre.
Am Südhang des Harzes entlang kurvt die Route danach Richtung Südosten. Wenig Verkehr, gepflegte Schräglagen. Osterode kommt in Sicht. Die mittelalterliche Stadt liegt am Austritt des Flusses Söse aus dem Harz. Mittelpunkt ist der von malerischen Fachwerkhäusern gesäumte Marktplatz, Hingucker das Rathaus von 1552 und der 1719 erbaute Kornspeicher. Ein letzter Schlenker bringt uns zum Schluss zuerst nach Herzberg, das mit Fachwerk ebenfalls nicht geizt, und schließlich zurück nach Duderstadt.