(Mo. - Fr. 8-18 Uhr)
Fachartikel
Heilwesen
Cyberrisiken in Arztpraxen und Heilberufen: Gefahren, Haftungsfragen und Absicherung
Die fortschreitende Digitalisierung im Gesundheitswesen bringt enorme Chancen für Effizienz, Patientenservice und medizinische Qualität mit sich. Gleichzeitig entstehen dadurch jedoch neue Gefahrenquellen: Cyberkriminalität, Datenverluste und Systemausfälle.
Für Arztpraxen, Zahnärzte und andere Heilnebenberufe ist es essenziell, sich nicht nur technisch, sondern auch rechtlich und finanziell gegen diese Risiken abzusichern. Dieser Fachbeitrag beleuchtet die wichtigsten Aspekte, insbesondere Haftungsfragen, Risiken durch Cloudlösungen und zeigt auf, wie die HDI Cyberversicherung wirksam schützen kann.
Cyberrisiken in Arztpraxen – unterschätzte Gefahr mit teuren Folgen
Cloudlösungen – Flexibilität mit Risikopotenzial
Cloudbasierte Softwarelösungen sind in vielen Praxen mittlerweile Standard. Sie ermöglichen ortsunabhängigen Zugriff auf Patientenakten, digitale Bilddaten und Abrechnungsinformationen – und sind häufig Voraussetzung für moderne Diagnostik, Telemedizin und KI-gestützte Systeme.
Doch genau diese Technologie birgt neue Risiken:
- Verlust der Datenhoheit: Die Daten befinden sich nicht mehr auf eigenen Servern, sondern auf Systemen Dritter – meist im Ausland.
- Verfügbarkeitsrisiko: Ein Ausfall der Cloudlösung (z. B. durch technische Störung, Hackerangriff oder Konkurs des Anbieters) kann den gesamten Praxisbetrieb lahmlegen.
- Unzureichende Vertragsgestaltung: Viele Praxisinhaber verlassen sich auf Standard-Cloudverträge, ohne deren rechtliche Konsequenzen zu prüfen. Oft fehlen klare Regelungen zur Haftung, zu Backup-Verfahren oder zur Datenrückführung
- DSGVO-Verstöße: Wenn personenbezogene Daten in Drittstaaten übermittelt werden oder nicht ausreichend verschlüsselt sind, drohen empfindliche Bußgelder durch Aufsichtsbehörden.
Konkretes Beispiel aus der Praxis:
Eine orthopädische Gemeinschaftspraxis nutzt eine Cloud-Praxissoftware. Nach einem gezielten Cyberangriff auf den Anbieter ist die Software über mehrere Tage hinweg nicht verfügbar. Die Patientendaten sind verschlüsselt, die Praxis muss hunderte Termine absagen. Die Aufsichtsbehörde wird informiert, ein Datenschutzvorfall festgestellt – die Haftung liegt zumindest anteilig bei der Praxisleitung.
Rechtliche Haftungsfragen bei Cybervorfällen
Notfall-Checkliste: Was tun im Verdachtsfall?
Im Falle eines Cyberangriffs zählt jede Minute.
Folgende Maßnahmen sind zu empfehlen:
1. Systeme sofort vom Netzwerk trennen, aber eingeschaltet lassen (zur Sicherung digitaler Spuren).
2. Soforthilfe über die HDI-Cyberschaden-Hotline anfordern.
3. IT-Dienstleister und IT-Forensiker informieren.
4. Datenschutzaufsicht kontaktieren (Meldung innerhalb von 72 Stunden gemäß DSGVO).
5. Patienten informieren, wenn ein Risiko für deren Rechte/Freiheiten besteht.
6. Schaden dokumentieren: Screenshots, Logs, Zeitabläufe sichern.
7. Krisenkommunikation vorbereiten – mit Unterstützung der HDI PR-Experten.
Fazit: Digitalisierung braucht Sicherheit
HDI Generalvertretung Alfred Hirt
Erstinformation Nachhaltigkeitsinformation